Die „Spielregeln“, die ich im Folgenden beschreibe, entnehme ich dem Toastclub, den wir im Freundeskreis vor Jahren gegründet haben und auf den wir uns nach wie vor einmal im Monat freuen!

  • Ganz wichtig: Es gibt Käse und Rotwein. Ab 19:30 Uhr. Daran haben wir uns gewöhnt, darauf wollen wir nicht verzichten. Es mag auch mit Cola und Fischstäbchen funktionieren – ich kann es mir aber nur schwer vorstellen.
  • Wir tagen in der Regel in einem Kreis von sechs bis acht Teilnehmern. Die Erfahrung zeigt: unter fünf Teilnehmern ist das Spiel langweilig, über zehn zieht es sich zu lange hin. Zu unserer Toast-Runde gehören etwa 20 Personen. Viele können nicht jedes Mal kommen, und so pendelt sich die Zahl der aktiven Teilnehmer immer etwa bei sechs bis acht ein. Dringend zu empfehlen: auch wer über einen längeren Zeitraum nicht kommen konnte, sollte immer wieder eingeladen werden. Sonst gewinnt der Termin Zwangscharakter und die Begegnung verliert an Leichtigkeit.
  • Etwa ab 20:00 Uhr beginnen wir mit den kleinen Reden.
  • Jeder kann sich im Vorfeld Redethemen ausdenken. Meine Aufgabe ist es, vorsichtshalber genug Redethemen vorzubereiten, dass für jeden gesorgt ist. Auf nummerierten Zetteln kommen die Themen in einen Sektkübel – das halten wir für stilvoll –  sodass auch feststeht, wer als Erster, Zweiter, Dritter, Letzter redet. Jeder zieht einen Zufallszettel. Die Themen der letzten Jahre sind hier nachzulesen und werfen ein Licht auf die vielfältigen Möglichkeiten des Spiels auch zwischen Ernsthaftigkeit und Groteske. Die aktuellen Themen stellen wir monatlich neu ein.

    Freier Lauf der Phantasie!
  • Jeder Redner spricht stehend etwa 3 Minuten lang. Alle Regeln können geändert werden. Das Einzige was mir unverzichtbar scheint ist: es muss stehend geredet werden. Denn im Sitzen können wir alle sprechen. Mark Twain sagte: „Das menschliche Gehirn ist eine hervorragende Einrichtung. Es funktioniert bis zu dem Augenblick, wo Du aufstehst, eine Rede zu halten.“ Dieser Einschränkung des Gebrauchs unseres Kopfes entgegen zu wirken ist – neben der Freude und dem Spaß – der Sinn unseres Toastclubs.
  • Dann tauschen wir uns kurz über die Reden aus. Die Anmerkungen beziehen sich auf den rhetorischen Teil, also auf Gestik, Mimik, Blickkontakt, Betonung und Eleganz. Aber auch auf den inhaltlichen Teil, wobei wir sehr großzügig sind: Unsinn wird Unsinn genannt. Aber es kommt nicht darauf an, ein Thema inhaltlich erschöpfend zu bearbeiten. Das dürfte in drei Minuten auch selten möglich sein.
  • Manchmal steht auch jemand auf und hält eine Gegenrede zu der eben gehörten. Oder wir verabreden von vorneherein: jeder Redner muss eine Pro- und eine Contra-Rede halten. Entsprechend müssen dann auch die Themen gestaltet werden, etwa: Frauen in die Bundeswehr ja oder nein. Der Redner hätte dann in der ersten Rede die Pro-Position, in der zweiten die Contra-Position zu vertreten.
  • Beliebt ist auch das Einbauen von Handicaps. Zum Beispiel üben wir das Langsam-Sprechen. Oder das Pause-Machen. Oder besonders artikuliert zu reden. Oder das Vermeiden von Fremdworten. Oder das Einbauen einer Redefigur, eines Bildes, einer rhetorischen Frage.
  • Eine Grundregel unseres Clubs: Jeder muss eine Rede halten. Gegen bloße Zuhörer ist zwar prinzipiell nichts einzuwenden. Aber ihre Anwesenheit kann die Runde zum Wettbewerb machen. Das widerspricht der Leichtigkeit, dem Spielerischen.
  • Wir sind ein reiner „Herren-Club“. Genauso möglich sind reine Frauengruppen oder gemischte Runden.
  • Wir treffen uns einmal im Monat, in der Regel am 3. Mittwoch im Monat. Immer am gleichen Ort.


Wir freuen uns alle jedes Mal auf die Toastrunde. Wenn sie ausfällt sind alle enttäuscht. Selbst wenn der eine oder andere zunächst keine Lust zum Debattieren hat: innerhalb kürzester Zeit ist der Funke der Anregung und Freude zu spüren.

Wir haben sehr viel zusammen gelacht. Wir haben viel – teilweise sogar Kluges – miteinander gesprochen. Und es gibt keinen in unserer Runde, der nicht deutlich besser geworden ist in seiner Fähigkeit, sich in freier Rede zu artikulieren.

Ganz besonders der, der vor unserem ersten Treffen den ganzen Tag darüber nachgedacht hatte, wie er am Abend so glaubwürdig wie möglich nach rechts oder links ohnmächtig vom Stuhl kippen könnte – nur um keine Rede halten zu müssen!

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